Mit der jährlichen Auszeichnung Top 40 unter 40 zeichnet pflegemarkt.com junge Führungskräfte in der Pflege aus, die wichtige Aufgaben im Pflegemarkt übernehmen und Innovationen vorantreiben. In diesem Jahr zählt auch unser Geschäftsführer der Haus Edelberg Dienstleistungsgesellschaft, Philipp Kölders, zur Auswahl der Top 40 unter 40. In einem exklusiven Interview hat pflegemarkt.com mit ihm darüber gesprochen, welchen Blick junge Führungskräfte auf die Branche haben, mit welchen Herausforderungen sie konfrontiert sind und wie der Einsatz von künstlicher Intelligenz in der Pflege aussehen kann.
Was begeistert Sie an der Pflegebranche und wie sehen Sie die Entwicklung des Marktes dieses Jahr und im kommenden Jahr?
Mich reizt die Vielschichtigkeit und die hohe Interdisziplinarität. Das Zusammenspiel von sozialer Verantwortung, Wirtschaftlichkeit, Fachlichkeit und Professionalität macht die Pflegebranche zu einem komplexen Tätigkeitsfeld. Trotz der starken Regulierung befinden wir uns in einem sehr dynamischen Markt. Wir stehen ständig vor neuen Herausforderungen und äußeren Einflüssen für die wir Antworten, neue Ideen und Lösungen finden müssen. Das macht das Arbeiten spannend und abwechslungsreich.
Themen wie Digitalisierung und die Umsetzung der neuen Personalbemessung PeBeM bringen viel Bewegung und bieten neue Entwicklungsmöglichkeiten. Die weiterhin steigenden Kosten machen gute Modelle zur Refinanzierung essenziell, damit die Anbieter weiterhin eine qualitativ gute Pflege und Betreuung für die Bewohner sicherstellen können.
Haben Sie sich bewusst für die Branche entschieden und würden Sie sich wieder dafür entscheiden? Warum?
Eindeutig ja. Ich konnte bereits in jungen Jahren meine ersten Managementerfahrungen im Pflegebereich sammeln, die interdisziplinäre Arbeit hat mir von Anfang an gut gefallen.
Die Pflegebranche ist äußerst vielfältig und erfordert neben der Wirtschaftlichkeit ein hohes Maß an sozialer Kompetenz. Für mich ist die Pflege eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Hierzu gehört die richtige Haltung und auch die Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen. Diese Herausforderung über alle Ebenen hinweg macht die Branche besonders.
Was sind aktuell die größten Herausforderungen in der Pflegebranche?
Den sich stetig wandelnden Rahmenbedingungen wie gesetzliche Neuerungen oder die sich ändernden Erwartungen unserer Kunden können wir nur mit hoher Flexibilität und innovativen Ideen begegnen. Oberste Priorität bleibt für mich die Herausforderung, Wirtschaftlichkeit und hohe Pflegequalität zu sichern und sinnvoll miteinander zu verbinden – unabhängig von äußeren Einflüssen.
Neben zukunftsfähigen Pflegekonzepten spielt das Thema Führung eine entscheidende Rolle. Nur wenn beides passt, können wir eine hohe Versorgungs- und Lebensqualität für unsere Bewohnenden sicherstellen. Das Thema Digitalisierung spielt dabei ebenfalls eine große Rolle, damit wir unsere Pflegekräfte durch einfachere Prozesse entlasten können. Um auch in Zukunft weiterhin erfolgreich am Markt bestehen zu können ist es enorm wichtig, Mitarbeitende zu binden und neues Personal zu gewinnen.
Welche dieser Herausforderungen werden Ihrer Ansicht nach in 5 Jahren gelöst sein?
Wir befinden uns in einem stetigen Wandel. Ich glaube, dass es unabdingbar ist, im Bereich der Digitalisierung große Schritte nach vorne zu machen. Zum einen, um Abläufe zu optimieren und zu vereinfachen und zum anderen, um die Mitarbeitenden in der Pflege zu entlasten. Ein Vorteil dabei: Der Pflegeberuf kann dadurch noch attraktiver werden.
Was versuchen Sie als junge Führungskraft anders zu machen? Welche Dinge funktionieren dabei gut und welche weniger gut?
Moderne Führung und eine wertebasierte Unternehmenskultur sind aus meiner Sicht die Grundlage, um sich zukunftsfähig und nachhaltig im Markt positionieren zu können.
Das Gerüst für dieses Kultur sind Unternehmenswerte, Prinzipien und ein Verhaltenskodex. Jedoch nicht nur auf dem Papier, vor allem in der Umsetzung muss insbesondere das Top-Management hierbei eine Vorbildrolle einnehmen. Nur so können wir es schaffen, dass sich unsere Mitarbeitenden, egal an welchem Standort, mit dem Unternehmen identifizieren und ein Zusammengehörigkeitsgefühl entsteht. Ich bin davon überzeugt, dass eine moderne Führungskultur und die Entwicklung einer starken Gemeinschaft dafür sorgen, dass wir den Herausforderungen der Zukunft gewachsen sind. Das bedarf der richtigen Einstellung – mit dem Alter einer Führungskraft hat das meiner Meinung nach wenig zu tun.
Buzzword KI – Was verstehen Sie darunter und wie kann KI in der Pflege eingesetzt werden?
Künstliche Intelligenz bietet auch in der Pflege einige Potenziale. Ich sehe die Chance, durch KI-gestützte Lösungen die zeitliche Belastung für die Mitarbeitenden zu reduzieren und dadurch die Verfügbarkeit von Pflegefachkräften zu verbessern. Durch weniger Aufwand für Dokumentationen können die zeitlichen Ressourcen unserer Mitarbeitenden für die Bewohner erhöht werden. Und das wirkt sich positiv auf die Versorgungsqualität aus. Ich bin aber auch dafür, neue Technologien nur dort einzusetzen, wo sie sinnvoll sind und nicht um ihrer selbst willen.